von Albert Velser, Vussem

1830

„Mittels Verfügung der königlichen Regierung vom 3. Februar wird der Eigenthümer Peter Schmitz zu Mechernich an die Stelle des durch Alter ausgeschiedenen Daniel Schmelzer daselbst, als Mitglied des Gemeinderaths ernannt und tritt in Funktion.

An die Stelle des am 24. July verstorbenen Vikars, Herr Mathias Nikolaus Josef Gert welcher nicht volle zwei Jahr fungierte wird der Priester Wilhelm Moritz Burggraef an dessen ernannt und tritt mit dem Monat November die Funktion an.

Am 8. Januar morgens halb 8 Uhr Feuer Ausbruch in der Wohnung des Bergarbeiters Peter Weiß zu Roggendorf, wodurch dessen Gebäulichkeiten und die anschließende Scheune und Stall der Witwe Hilger fast gänzlich eingeäschert; die daneben gelegene Wohnung der Witwe Weiß beschädigt wurde. Nach den aufgenommenen Verhandlungen beträgt der Verlust der Gebäulichkeit 549 Thaler und jene der (Gereiden?) 408 Thaler. Für erstere  erhielten dieselbe die Versicherungssumme von 210 Thaler von der Feuer Anstalt, für letztere ein Grundsteuernachlaß von 6 Thaler 29 Silbergroschen.

Am 5. September während die Stiefmutter im Garten und die 4jährige Tochter des Bergmanns Peter Bertram zu Vussem, Appolonia sich in der Küche in der Nähe des Feuer Herds ihrer Verwahrung selbst überlaßen war, wurde die Kleidung der letzteren vom Feuer ergriffen. Auf des fürchterlichen Geschrei eilt die Stiefmutter zur Hilfe herbei; die Kleidungsstücke waren aber fast alle schon vom Feuer aufgezehrt und starb das Kind Tages darauf an den Brandwunden.

Der Schuster Johann Schmitz von Lorbach, in Köln gebürtig, Ehemann der Agnes Schröder wurde am 17. September Nachmittags gegen fünf Uhr auf dem Wege von Commern nach Breitenbenden oben der Veyermühle vom Gewitter erschlagen.

Die in Köln verstorbene Jungfer Maria Elisabeth Wohlgemach hat mittels Testament der Kirche zu Holzheim zur Begründung eines Anniversars (jährliche Gedächtnisfeier) die Summe von 50 Thaler vermacht.

Der Vikar Johann Peter Kreuser zu Nierendorf hat der Kirche zu Mechernich 25 Thaler Kapital behufs Stiftung eines Anniversars geschenkt.  

Der zu Harzheim verstorbene Vikar Niclas Josef Gert (bereits oben erwähnt) hat zur Gründung von vier jährlichen Sangmessen in der Kirche daselbst mittels Testament 100 Thaler zur Verfügung gestellt.

Im August und September erkrankten über 100 Kinder an den Masern und nur ein einziges starb an der Seuche.

Wegen dem Mangel an Holzkohlen standen die Eisenfabriken einige Monate außer Betrieb. Dadurch daß die Bleigruben im Königreich Granada in Spanien stark betrieben wurden und die gewöhnlichen Absatz Oerter hiesiger Ware mit ihren Produkten überschwemmen sind die Preise an Blei und Bleierz stark gesunken. 

Die schwankenden politischen Verhältnisse in Frankreich und Belgien hatten auch nachteiligen Einfluß auf den hiesigen Bergbetrieb und da noch viel Vorrath auf Lager lag, der Absatz gering war wurden die Gruben schwach betrieben einige hundert Menschen dadurch nicht beschäftigt und brodlos gestellt. 

Strenge Kälte in den Monaten Januar und Februar, der Holzfrevel nimmt daher überhand. Von Seiten der königlichen Regierung erfolgt für die Bürgermeistereien Vussem, Noethen und Weyer eine Unterstützung von 80 Thaler für bedürftige Einsaßen welche durch Ableistung Naturaldiensten beim Wegebau compensiert werden.

Es erfolgten in diesem Jahr Staatsumwälzung in Frankreich, Volksaufregungen in Frankreich und Belgien, tumultartige Auftritte an vielen Orten Deutschlands wie auch zu Aachen hiesigem Regierungsbezirk – Revolution in Polen.

Die Veröffentlichungen aus der Bürgermeistereichronik werden in unregelmäßigen Abständen fortgesetzt. Hierbei wird sich auf Erwähnungen beschränkt, die von allgemeinem Interesse sind. 

Quelle: Chronik der Bürgermeisterei Vussem