1917
- - Februar
Auf Anordnung des Bürgermeisteramtes in Mechernich blieb die Schule zum Zwecke der Kohlenersparnis für zehn Tage geschlossen. 13)
1.März
Franz Klinkhammer, Kanonier beim Fuß - Artl.- Batl. 65 in Mazedonien, schrieb nachstehendeBrief nach Hause:
Meine Lieben!
Der heutige große Schneefall, welcher allein schon 0,50 m hoch schon gefallen ist und wir vor langer Weile nicht wissen, was wir machen sollen, will ich Euch mal einen Tag aus dem fernen Südosten etwas näher beschreiben. Wir liegen hier etwa 4 km vor den wichtigen Höhen, wo jetzt letzte Tage die schweren Kämpfe stattfanden, welches Ihr auch in der Zeitung hoffentlich gelesen habt. Es war besonders die Höhe 1050, wo wir den Italienern ein wichtiges Grabenstück entzogen; es waren dabei die tapferen 8.Jäger, wo auch der Dreesen von Harzheim bei war. Der Feind hielt sich dann sehr ruhig.Nachher, aber am 27. 2. versuchte er mit allen Kräften ihn wieder zu kriegen, aber am Morgen des 28. wurde er wieder sehr blutig heraus geworfen, was Ihr auch in der Zeitung noch lesen werdet. Nun kommt der 1. März heran, ein Tag wo noch nicht mal ein Infantrieschuß fällt, wir nochmal den ganzen Tag in unseren Zelten liegen. Es ist nämlich heute so ruhig, als wäre kein Mensch mehr hier in den stillen Bergen. Nun meine Lieben, will ich Euch mal unseren Aufenthalt hier etwas beschreiben. Die Geschütze auf einer Wiese, vor einem kleinen Hügel aufgefahren, wo auch nebenan unsere Wohnungen sind, nicht vielleicht ein schönes Haus, wie es in Frankreich schon mal vorkam, nein, ein kleines Zelt, eine Zeltplan welche wir über einige Stangen überzogen haben, und dieses bildet unsere Wohnung, welche im ganzen 4 m lang, 2 m breit und 1 1/2 m hoch ist. Aber trotzdem doch häuslich eingerichtet. In der Mitte steht unser Ofen, aus Steinen zusammen gebaut, an beiden Seiten ist unser Lager, nicht ein Bett wie zu Hause, nein auf blanker Erde, als Unterlage etwas Holzwolle und dann zwei Decken, dies ist unser Bett. Im übrigen haben wir Bratpfannen und dergleichen, aber nichts für drin. Die Beköstigung ist zwar gut hier, denn es gibt viel Bohnen, aber wenig Brot. Fleisch haben wir genug, denn hier war immer große Viehzucht. Nur das Holz ist hier sehr knapp, denn es gibt viele Stunden weit kein Wald, Baum noch Strauch mehr, hier gibts nur Berge und große Felsen. Dörfer und Städte sind aber gut zu zählen, denn dieser sind hier nicht viele, und was für welche, zerschossen und dergleichen, die alten Lehmbuden, denn hier ist schon seit 1912 Krieg. Da könnt Ihr Euch denken, wie die Gegend hier aussieht. Jetzt nun meine Lieben, habe ich eine Bitte, denn durch die Langeweile wird mir das Rauchmaterial langsam alle, denn das ist unser Zeitvertreib. Drum wären einige Zigaretten wieder sehr willkommen. Nun meine Lieben daheim, muß ich mein Schreiben für heute schließen, denn meine Kameraden der Winand und dergleichen, laden mich soeben zu einem Kartenspiel ein, nur das Dröpchen fehlt. Seid darum bis dahin vielmals herzlich gegrüßt von Eurem dankbaren Sohn und Bruder, Franz"
Franz Klinkhammer schickte in einem Feldpost - Karton eine Schildkröte nach Hause. Das Tierchen kam lebend hier an und der Lehrer zeigte es den erstaunten Kindern in der Schule. 13)
1977 20. September
In den letzten Jahren ermittelte die Vussemer Kirmesgesellschaft den Hahnenkönig an der Schießbude. Am diesjährigen Kirmesdienstag fand jedoch wieder das "Hahnenköppen“ statt.
Die Kölnische Rundschau berichtete am 22. September wie folgt:
"Bei Treffer schrie Hahn vom Tonband
Schaumstofftier in Vussem sah echt aus
Kräftiges Protestgeschrei stimmten Hühner und Hahn im Hühnerstall des Vussemer Landwirtes Franz Weiler an, als sie letzte Woche von einer Hausfrau und einem mit Stöckchen herumfuchteltenden Jungen aus ihrer Ruhe aufgeschreckt wurden. Was der ungewohnte Besuch im Hühnerstall sollte, das erfuhren Vussems Ortsbewohner, als sie sich am Dienstag zum Hahnenköppen versammelten.
Hausfrau und Karnevalsvereinsvorsitzende Elfriede Reddig sowie der kleine Enkelsohn des einzigen noch Hühner haltenden Landwirts Franz Weiler waren letzte Woche mit einem Tonbandgerät "bewaffnet" in den Hühnerstall gekrochen, um fürs Hahnenköppen am Kirmesdienstag eine stimmungsvolle Geräuschkulisse einzufangen. Damit der Hahn auch kräftig schrie, fuchtelte der Junge mit dem Stöckchen. Der Hahn mag nämlich keine kleinen Kinder.Jedesmal, als beim Hahnenköppen auf der Straße vor der Schule einer der Akteure Dienstag nachmittag mit dem Säbel traf, drückte die neunjährige Sabine Reddig auf`s Knöpfchen des Tonbandgerätes und ließ Gegacker und Geschrei erklingen.
Vussems Hahnenköppen fand natürlich nur symbolisch statt. Bekanntlich hat ja der Regierungspräsident das auf den Kirmessen übliche Hahnenköppen verboten. Um es dennoch so echt wie möglich zu gestalten, hatte Elfriede Reddig einen künstlichen Hahn gebastelt, der noch aus zwei Meter Entfernung echt aussah. Der im Korb steckende Bauch bestand aus einer mit Schaumstoff gefüllten Fackel, der Hals aus gewickelter Kordel und der Kopf aus einem mit Sand gefüllten Strumpf. Das ganze "Tier" war mit Federn beklebt. Echt waren die zwei Beine. Sie waren "organisiert" worden.
Als König der vom Ortskartell unter Begleitung des Musikvereins organisierten Veranstaltung ging nach zwei Stunden der Vussemer Neubürger Lothar Feulner hervor."
Eine der bekanntesten Kirmesbräuche der Eifel ist das "Hahnenköppen". Es wird ein Seil zwischen zwei Bäumen gehängt und daran ein Korb ohne Boden befestigt. Ein toter Hahn wird in dem Korb so aufgehängt, daß nur der Kopf herausschaut. Mit verbundenen Augen versucht dann jeder, mit einem Säbel dem Hahn den Kopf abzuschlagen. Wem das gelingt, der ist Hahnenkönig. Um die Kanditaten zu verwirren, werden sie zuvor mehrmals im Kreis gedreht und dann in die Nähe des Korbes geführt. Zudem besteht noch die Möglichkeit, die Korbhöhe durch Ziehen des Seiles zu verändern. Ist der Hahnenkönig ermittelt, erwählt er sich seine Königin. Anschließend wird das Hahnenkönigspaar mit Musikbegleitung durch den Ort geführt. Am Abend trifft sich dann die Kirmesgesellschaft zum Hahnenkönigsball. Im Regierungsbezirk Köln ist das Hahnenköppen als Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, wonach kein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund getötet werden darf, verboten.
Über den Ursprung des "Hahnenköppens" herrschten verschiedene Auffassungen.
So schreibt zum Beispiel N. Henrichs in seinem Buch "Kult und Brauchtum im Kirchenjahr":
"Je nach Jahreszeit haben sich Erntedankriten mit der Kirchweih verbunden. Hierher gehört das sogenannte Hahnenschlagen (Hahnenköpfen). Am Ende der Ernte wird der Wachstumsgeist, der alt geworden und daher mancherorts als alter Mann vorgestellt wird, und der deshalb seine dahinsiechende Kraft nicht dem Boden mitteilen soll, eingefangen und getötet. Das geschieht nicht selten in der Gestalt eines Hahnes, der dann anschließend auch verzehrt wird, um die Segenskraft des Wachstumsgeistes anzuzeigen." Hingegen stand in der RZ Nr. 181 vom 8./9. August 1987 unter Überschrift "Mit Gallischem Hahn symbolisch abgerechnet": "Das auch heute noch gepflegte `Hahnenköppen` stammt aus der Zeit der französischen Besatzung, damals wie heute, erfreuten sich beim unterdrückten Volk noch nie großer Beliebtheit. Doch trotz Gehorsam und Unterwürfigkeit nach außen hin fanden die frustrierten Bürger untereinander stets Mittel und Wege, ihrem Unmut über die `Besatzer` Ausdruck zu verleihen. So riefen die Bürger von Oberwinter im 18. und 19. Jahrhundert das `Hahnenköppen` ins Leben, um die französischen Militärs, die zu dieser Zeit die Rheinlande beherrschten, zu verärgern, ohne daß diese etwas dagegen unternehmen konnten. Denn symbolisch wurde bei dieser Prozedur der Gallische Hahn, jenes nationale Federvieh, malträtiert." 75) 119) 120)